Experience
Ruhrgebietshalden anstelle Schweizer Alpen – ein Erfahrungsbericht
Im August 2017, nach Abschluss meines Bachelorstudiums in Basel, kam ich für ein dreimonatiges Praktikum nach Gelsenkirchen zu WILDDESIGN. Dieses Praktikum war mein Einstieg in die Arbeitswelt als Produkt Designer. Vieles war daher neu und unbekannt für mich. Aber auch außerhalb des Büros kam mir vieles fremd vor, denn schließlich verließ ich mein vertrautes Umfeld in der Schweiz und landete inmitten des Ruhrgebietes. Bei WILDDESIGN darf ich mich als erster Schweizer Mitarbeiter zählen.
London, New York – oder Gelsenkirchen?
Wie kommt es, dass ich der erste Schweizer bei WILDDESIGN bin? Schon vor meiner Anreise stellte ich fest: Das Ruhrgebiet wirkt nicht gerade anziehend auf die Schweizer, erst recht nicht Gelsenkirchen. Wenn überhaupt, dann zieht es Schweizer Designer eher nach London, Berlin oder New York. Auch ich dachte zunächst, ich würde mein Praktikum im Münchner WILDDESIGN Büro absolvieren.
Doch die Umstände wollten es, dass ich zu WILDDESIGN nach Gelsenkirchen gehen sollte. So erhielt ich die Gelegenheit das Ruhrgebiet und die Menschen hier kennenzulernen. Bei der Arbeit war von meiner neuen Umgebung vorerst wenig spürbar; die Offenheit und globale Denkweise der Designer machten mir den Einstieg leicht. Bereits am ersten Tag wurde ich herzlich empfangen und in spannende Projekten involviert. Vielleicht mag die Mentalität hier im Revier etwas grober und trockener erscheinen, dennoch fühlte ich mich bald als Teil vom Team.
Auf der Suche nach Inspiration
Sichtbarer wurden die Unterschiede, wenn es darum ging, mir einen Ausgleich zum kreativen Schaffen zu suchen. Der Wissenschaftspark ist zum Austausch nicht vergleichbar mit dem mir bis anhin bekannten, kreativen Umfeld der Hochschule. Zudem ließ ich mich gerne in der Schweiz von den Kontrasten inspirieren, war oft mit dem Zug unterwegs und durchquerte dabei das ganze Land, während ich arbeitete. Ich suchte die Abwechslung, die mir in der Schweiz durch gut organisierte Strukturen und eine große kulturelle Vielfalt geboten wurde, sei dies die beeindruckende Natur, die tollen Museen oder die Menschen in lebendigen Städten. Doch wovon würde ich mich hier im Ruhrgebiet inspirieren lassen?
Reizvolle Kontraste und Umbruchstimmung schaffen besonderen Charme
Schnell stellte ich fest, dass das Revier ebenfalls durch Kontraste gekennzeichnet ist. Die Vielfältigkeit zeigt sich einfach in einem anderen Sinn. Darauf musste ich mich zuerst einlassen. Das WILDDESIGN Büro und die Praktikanten-WG liegen dabei sehr zentral im Ruhrgebiet. Als Ausgleich zu meiner Arbeit erkundete ich von da aus entdeckerfreudig das Ruhrgebiet – am liebsten mit dem Fahrrad: Man fährt durch nette Nachbarschaften mit Dorfcharakter, an einer alten Zeche vorbei, dann durchquert man einen überwucherten Waldabschnitt, auf den ein unansehnlicher 60er-Jahre-Häuserblock folgt und landet schließlich auf einer Höhe mit Aussicht über die ganze Gegend.
Die von Menschenhand modellierte Landschaft durch die etlichen Halden und Zechen ist eindrucksvoll und Inspiration zugleich, so auch die Kontraste der hier lebenden Menschen. Von Idylle weit entfernt, rau und dabei unverfälscht zeigt sich das Ruhrgebiet. Und gerade dieser Kontrast, die alte Industriehochburg und eine Art Umbruchstimmung ist klar spürbar. Dies macht den besonderen Charme dieser Gegend aus und bietet einen interessanten Ausgleich zur Arbeit.
Mein Fazit ist: Mir musste zuerst die Option Ruhrgebiet vor Augen geführt werden. Mit etwas Respekt, aber neugierig ließ ich mich auf dieses Abenteuer ein. Im Nachhinein ein tolles Erlebnis, das meinen Horizont weiter öffnete – anders, als dies eine internationale Großstadt getan hätte, aber sehr im positiven. Denn WILDDESIGN bietet dafür eine großartige Möglichkeit, wobei das Ruhrgebiet weltoffen und innovativ repräsentiert wird. Als Schweizer ist es ein toller Arbeitsort, um sich mit dieser Gegend vertraut zu machen!
Häufig gestellte Fragen