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WILD Think

Design is all about „Freundschaft“.

WILD Think

Design is all about „Freundschaft“.

CMEF2015

Etwas verloren sitze ich hier am Nachmittag des dritten Messetages auf unserem Stand auf der CMEF, der riesigen Medizintechnikmesse in Shanghai und lasse meine Gedanken schweifen. Mein Stadthalter in unserem Büro in Shanghai, General Manager Quan kümmert sich unterdessen unverdrossen um 4 chinesische Besuchergruppen gleichzeitig, währenddessen ich mir mangels Kenntnissen in Landessprache die wenigen europäisch aussehenden Interessenten rauspicken darf.

An den Abenden wird gut und viel gegessen, Bier getrunken und oft über Design philosophiert. Gestern kam mir der Gedanke, der mich zu dieser Geschichte inspirierte. Rückblickend auf mehr als 25 Jahre Berufstätigkeit als Designer – was waren eigentlich die ausschlaggebenden Faktoren, die den Erfolg einer Zusammenarbeit ausmachten?

Für den Design-Profi ist Design eine Dienstleistung, die man FÜR einen Kunden erbringt. Ich bin Design-Profi und auch wenn ich für einen Auftraggeber arbeite, so arbeite ich auch gleichzeitig MIT ihm. Mir scheint es heute so, dass es immer mindestens zwei Menschen braucht, die sich gut verstehen, und dann gemeinsam etwas Tolles erschaffen. Dieses Muster kommt in den unterschiedlichsten Konstellationen und Verkleidungen daher, oft als die Beziehung zwischen Unternehmer und Designer – und wenn man „Unternehmer“ weiter interpretiert, zählen auch andere Verantwortungsträger im Unternehmen dazu.

Nicht nur von den beiden weltberühmten Steves kennt man es, Vosz und Jobs verband offenbar eine extrem produktive Freundschaft, vielleicht auch eine Hassliebe, geschürt von ihren verschiedenen Persönlichkeiten.

Freundschaft mag vielleicht unangemessen privat klingen, nüchtern betrachtet ist es aber genau das: man schmiedet Pläne, vertraut einander, verzeiht Fehler und unterstützt sich gegenseitig um die Ziele gemeinsam zu erreichen. Selbstverständlich geht es nicht um die Freundschaft als Selbstzweck, sondern darum, das Ziel zu erreichen. Wie in einer Seilschaft, die gemeinsam den Berg erklimmt.

Design-Partnerschaft

Ohne Vertrauen geht es nicht.

Business wird oft als kalt und berechnend verstanden, aber wenn man sich Erfolgsbeispiele anschaut, dann findet man selten Menschen, die über Leichen gehen – auch wenn man sich das gern zum Trost einreden mag, weil man es ja selbst noch nicht zum Millionär gebracht hat. Ich sehe Business eher als Spiel oder Sport, in dem man täglich trainieren muss, um besser zu werden. Der wirtschaftliche Erfolg dient als objektive Messlatte, aber gespielt wird es mit Partnern und Freunden. Eben ein Mannschaftssport.

Wie entsteht gutes Design?

Sehr selten, in dem sich ein Einzelner etwas bahnbrechendes ausdenkt und es allein zum Erfolg führt. Zu hoch sind die Hürden und Barrieren, die sich auf dem Weg zum fertigen Produkt auftürmen, als dass man das alleine angehen sollte. Viel häufiger entsteht gutes Design aus der Beziehung zwischen 2 Menschen die sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben. Vom Anfang bis zum Ende. Komplementäre Fähigkeiten und Standpunkte sind dabei sehr wichtig und erhöhen die Erfolgschancen und den gegenseitigen Respekt füreinander.

Freundschaft

Man sucht sich die richtigen Verbündeten und macht sich auf ins Abenteuer. Unterwegs werden Freundschaften geschlossen, die ein Projekt oder oft sogar ein Leben lang halten. Ich denke gern an die verschiedenen Seilschaften zurück, die bisher auf meinem Berufsweg lagen. Jede einzelne ein Unikat. Schwer zu beschreiben, warum grade mit Paul und Thomas tolle Ergebnisse erschaffen wurden und mit einer anderen Konstellation das Projekt vielleicht sogar den Bach runter gegangen wäre.

Ich könnte hier Dutzende Beispiele anführen, auf die ich ehrlich stolz bin. Aber einige wenige herauszuheben würde unfair gegenüber den anderen Freunden sein – und Fairness ist ein wichtiges Prinzip von Freundschaft. Ich denke, meine Freunde Paul, Ralf, Matthias, Christian, Hans, Rolf, Gerhard, Otmar, Michael, Marc, Peter, Franz-Josef, Igor, Manfred, Oliver, Volker, Thomas, Andy, Raymond, Helena, Quan und viele andere fühlen sich angesprochen. (Auffallend wenig Frauen dabei – ich denke, das könnte man eventuell ändern…

Gegenüber „Freundschaft“ als Leitmotiv einer erfolgreichen Designentwicklung, stehen andere Modelle der Zusammenarbeit zwischen Designer und Auftraggeber: z.B. Autorendesign oder Design als Service.

Autorendesign

Auch hier entstehen lebenslange Freundschaften zwischen dem charismatischen Designer und dem einzelnen Unternehmer. Weltbekannte Designer tun sich mit ebenso bekannten Marken zusammen und schaffen im Besten Fall Meilensteine der Designgeschichte. Auch wenn die Partnerschaft auf Augenhöhe stattfindet, wird dem Autorendesigner zu viel Aufmerksamkeit zu teil. Eben weil der Designstar wie eine Diva herumgereicht wird und in den Medien promotet wird. Die komplementäre Leistung des Unternehmers wird oft aus der Betrachtung und aus dem Applaus ausgeklammert.

Design als Service

Auch wenn es im Design in den meisten Fällen um eine Dienstleistung geht, spielt die menschliche Komponente eine größere Rolle. Über Prozesse kann man eine gewisse Grundordnung in Designprojekte hineinbringen, aber in den vergangenen Jahren wurde die Prozesshaftigkeit durch die Qualitätssicherung und die Zertifizierungs-Anforderungen zu stark in den Vordergrund gerückt. Man hat den Eindruck, man brauche nur einen guten Plan und die Sache läuft – weit gefehlt, Menschen sind nicht austauschbar. So ist es auch im Designteam. Die gute Mischung machts und die sollte man weise zusammenstellen.

Also Freunde: sucht nach Freundschaft und erarbeitet sie euch immer wieder neu. Darum geht es im Design. Nicht immer ist die Sympathie und das Vertrauen gleich von Anfang an da. Besonders das gemeinsame Bewältigen von Krisen, das Verzeihen von Ausrutschern aber auch das gemeinsame Reisen formen und vertiefen die Freundschaft. Die nicht unbedingt immer ein Leben halten muss und auch manchmal in die Brüche gehen kann.

Such is life! So is Design.

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Autor
Markus Wild
Markus schreibt über Design- und Innovationsmanagement, Kreativitätsmethoden, Medical Design und Intercultural Branding.

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