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Der medizinische Gerätemarkt in China: Chancen und Herausforderungen

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Der medizinische Gerätemarkt in China: Chancen und Herausforderungen

Unerwartete Krankheit oder ein Aufenthalt im Krankenhaus sind mit großem Stress verbunden. Ohne Krankenversicherung und mit einem mehrstündigen oder gar mehrtägigen Fußmarsch zur nächsten Klinik wird das nur schlimmer.

Über viele Jahre hatte man in China Angst vor dem Krankwerden, da das in vielen Fällen zu extremer Armut führte. Da die meisten Chinesen bis vor kurzem keine Krankenversicherung hatten, drohten Krankenhausrechnungen oft einen Großteil der Ersparnisse zu verschlingen. Die Spareinlagen der meisten chinesischen Familien entspringen einer Angst vor plötzlicher Krankheit – genau das ist der Grund warum die Ersparnisse in China so viel höher sind, als in anderen Ländern.

Viele glauben, das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) in China hat seinen Zenith erreicht und sehen eine eher düstere Zukunft für die Wirtschaft in China voraus. Das trifft jedoch nicht auf den medizinischen Gerätemarkt in China zu. Lange Zeit vernachlässigt, unterentwickelt und mit ungleich verteilten Ressourcen, gibt es jetzt im öffentlichen Gesundheitswesen massive positive Veränderungen. Die Kluft in der Gesundheitsversorgung zwischen Stadt und Land ist enorm und schwankt stark zwischen verschiedenen Krankenhäusern. Das führt zu Frustration bei den Patienten und zu einem Ansturm auf die gut ausgestatteten medizinischen Zentren in den Städten mit überregional gutem Ruf. Ende 2014 gab es über eine Million medizinische Einrichtungen im Gesundheitswesen, viele im Neuaufbau oder in der Erweiterung.

Chancen

Gesundheitsreformen standen am Anfang

Der Wert des medizinischen Gerätemarktes in China im Jahr 2015 wird auf 11 Milliarden Dollar geschätzt. Das ist relativ wenig im Vergleich mit dem amerikanischen (160 Milliarden Dollar) und europäischen (115 Milliarden Dollar) Markt. Man sollte jedoch bedenken, dass der Markt enorm unterversorgt ist. Gemäß BMI Espicom wird für den 2013-2018 Zeitraum ein jährliches Wachstum von 15.7% erwartet. Die Ausgaben für das staatliche Gesundheitswesen liegen nur bei 5.2% des BPI, doch dieser Anteil wird mit Sicherheit in den kommenden Jahren steigen. Die chinesische Regierung beabsichtigt, das Qualitätsgefälle im Gesundheitswesen zu überbrücken und den Inlandsmarkt zu stimulieren.

Die Gesundheitsreform im Jahr 2008 war der wichtigste Faktor für eine rasche Entwicklung im Gesundheitswesen und sorgte in erster Linie für einen leichteren Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die Reform war eine unabdingbare Voraussetzung für jeglichen Fortschritt im Gesundheitswesen Chinas. Ohne all zu sehr ins Detail zu gehen, hier sind die Schwerpunkte dieses 124 Milliarden Dollar Programms:

  • Erweiterte Basisversicherung
  • System für unentbehrliche Medikamente
  • Infrastrukturentwicklung für lokale medizinische Netzwerke
  • Gleichberichtigter Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen
  • Reform öffentlicher Krankenhäuser

Trotz der Limitierung des staatlichen Versicherungsprogramms in China, mit all seinen Auflagen und Bedingungen, stieg der Versicherungsschutz von 30% in 2003 auf heutzutage 95%.

Die Gesellschaft braucht ein besseres und anspruchsvolleres Gesundheitswesen

Eine der großen Herausforderungen für das chinesische Gesundheitswesen ist der steigende Anteil von Senioren (über 65 Jahre). 2050 sind beinahe 25% aller Chinesen über 65 Jahre alt. Gegenwärtig sind es 10%. Das führt zu einer wachsenden Belastung für Gesundheitsdienstleistungen und das Rentensystem. Die Altersfürsorge benötigt Investitionen in Geräte für Kliniken, Gesundheitszentren und Altenheime.

Wohlstandskrankheiten, wie Diabetes, Asthma, Bluthochdruck oder Fettleibigkeit, auf Grund von ungesunder Ernährung und Umweltverschmutzung, sind in China weit verbreitet.

Die Mittelschicht, gegenwärtig etwa 1/3 der Gesamtbevölkerung, wächst und bestimmt die Nachfrage für hochwertige Medizintechnik und ein Gesundheitswesen auf dem Niveau westlicher Standards.

Wann kommt die digitale Medizin?

Digitale Medizin ist der nächste Trend auf dem medizinischen Gerätemarkt in China. Viele Hersteller haben das Potential für dieses Gebiet bereits erkannt. Die chinesische Regierung hat die Entwicklung von IT-Dienstleistungen auf dem Gebiet der Medizin durch institutionelle Rahmenbedingungen gefördert. Im letzten Jahr hat die National Health and Family Planning Commission Richtlinien in Bezug auf telemedizinische Dienstleistungen in China veröffentlicht. Der Online-Shoppingriese Alibaba bietet seit kurzem eine Anwendung an, die das Scanning von Rezepten erlaubt und das günstigste Angebot in umliegenden Apotheken findet. Weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der Telemedizin, wie zum Beispiel Online-Konsultation, würden Lücken in der medizinischen Betreuung schließen. Eine weitere Verbreitung von digitaler Medizin würde Krankenhäuser und Ärzte entlasten, Wartezeiten verkürzen und Gesundheitsdienstleistungen in die entlegensten Regionen bringen. Digitale Medizin in China beinhaltet auch Pläne für elektronische Patientenakten, die den Datenaustausch erleichtern würden.

Qualtätsprodukte werden immer noch überwiegend importiert

Nach Expertenmeinung werden derzeit 70% aller modernen medizinischen Instrumente (Geräte der Klasse III) in China importiert. Europäische, amerikanische und japanische Marken sind hoch angesehen, insbesondere in privaten Kliniken und erstklassigen Krankenhäusern. Wenn Krankenhäuser der zweiten und dritten Kategorie anfangen ihre Geräte aufzubessern, wird die Nachfrage weiter steigen. Sieben der zehn Haupthersteller von medizinischen Geräten sind ausländische Firmen oder Joint Ventures. Einige chinesische Hersteller planen sogar, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen. Trotz der höheren Produktionskosten verbunden mit dem Antrag auf CE Zulassung ist der Markenname „Made in Germany“ sehr attraktiv. Auf Grund einer ganzen Reihe von Herausforderungen ist dieser Weg jedoch nicht mehr so einfach.

Herausforderungen

Kauft mehr Produkte „Made in China“!

Chinesische Krankenhäuser sind dazu angehalten, billige Geräte aus dem Inland, anstelle der teuren Produkte aus dem Westen zu kaufen, ausser ein Expertengremium bestätigt, dass es keine geeignete inländische Alternative gibt. In Anbetracht der steigenden Kosten im Gesundheitswesen versucht die chinesische Regierung, die Ausgaben zu verringern und den Inlandsmarkt zu stimulieren. Der bevorstehende Wandel wurde vor einigen Jahren deutlich, als der ehemalige Präsident Hu Jintao von der Notwendigkeit sprach „Forschung und Entwicklung, sowie die Industrie für medizinische Geräte zu entwickeln“ und damit als erster führender Politiker diesen Sektor hervorhob. Die Regierung hat angekündigt, bis 2020 auf diesem Gebiet 1.7 Milliarden Dollar zu investieren.

Die Qualität der inländischen Produkte hat sich in den letzten Jahren stark verbessert und viele Hersteller investieren in Forschung und Entwicklung. Inlandsprodukte von hoher Qualität entsprechen den höchsten Standards bei weltweiten Industriemessen wie der CMEF in Schanghai oder der Medica in Düsseldorf. Quan Shan, General Manager von WILDDESIGN Shanghai, räumt ein, dass der Markt in China sich rasch ändert und chinesische Hersteller im Begriff sind, gleichzuziehen.

Ein kompetitiver, fragmentierter Markt

Markteintrittsbarrieren in den Medizinmarkt in China sind vergleichbar zu anderen Ländern. Die State Food and Drug Administration (SFDA) agiert vergleichbar mit der FDA in den USA. Bei der Genehmigung von Produkten, die schon eine FDA oder CE Zulassung haben, sollte es keine Probleme geben. Trotzdem gilt das Zulassungsverfahren als mühsam und zeitaufwendig.

Der harte Wettbewerb zwischen inländischen Herstellern drückt den Preis nach unten und verringert die Gewinnspanne. Dies kann die Rentabilität für die angestrebte Investition ausländischer Firmen stark in Frage stellen.

Mit dem Festsetzen einer Preisobergrenze für Anbieter und eines Betrags, den Krankenhäuser für einen bestimmten Instrumententyp ausgeben können, hat die chinesische Regierung einen Preisdruck geschaffen, der die Forschungs- und Entwicklungskosten nicht berücksichtigt. Wenn ein ausländisches Produkt sich nicht stark von seinem chinesischen Äquivalent unterscheidet, dann ist dieses Produkt für den chinesischen Anwender von geringem Interesse (deshalb ist Marktforschung so wichtig). In diesem Fall gilt es, den Markteintritt zu überdenken.

Es ist ebenso sehr wichtig, eine zuverlässige Vertriebsinfrastruktur aufzubauen, da die Bedingungen, die Bestimmungen und die Nachfrage von Provinz zu Provinz sehr stark variieren können.

Patentschutz

Trotz des Fortschritts auf dem Gebiet des Patentschutzes ist die Besorgnis westlicher Unternehmen, kopiert zu werden, berechtigt. In der diesbezüglichen Strafverfolgung lässt noch Vieles zu wünschen übrig. Die steigende Zahl von Patenten (928000 Patentanträge im Jahr 2014) und der sich verringernde Anteil von ausländischen Firmen mit Gerichtsprozessen in Sachen Patentschutz können als positive Zeichen gewertet werden.

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Autor
Markus Wild
Markus schreibt über Design- und Innovationsmanagement, Kreativitätsmethoden, Medical Design und Intercultural Branding.

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