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WILD Think

Schwierig, aber nicht unmöglich: Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

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Schwierig, aber nicht unmöglich: Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Every company and every industry will be transformed by the transition to a net zero world. The question is, will you lead, or will you be led?
Larry Fink, CEO von BlackRock

Um eine Auseinandersetzung mit dem Megatrend “Nachhaltigkeit“ kommen Unternehmen in den nächsten Jahren nicht herum. Für Investoren wie BlackRock, für (angehende) Mitarbeiter und auch Kunden wird das Thema zum Entscheidungsfaktor. Umso wichtiger ist es, dass auch die eher konservative Pharma- und MedTech- Branche aufholt und sich mit nachhaltigem Handeln auseinandersetzt.

Mit der Milani design & consulting AG als Nachhaltigkeitsspezialistin an unserer Seite rückt das Thema auch bei WILDDESIGN immer mehr in den Fokus. Außerdem engagiert sich Markus Wild als Partner im Netzwerk der Healthcare Shapers. Die Mitglieder erkennen und fördern den Megatrend Nachhaltigkeit und setzen sich in verschiedenen Bereichen dafür ein. Einen ersten Einblick in die vielfältigen Ansätze geben die folgenden Schlaglichter einiger Healthcare Shapers.

Einsparung von Ressourcen

An die kommenden Generationen zu denken und Ressourcen zu sparen – das ist wohl der präsenteste Ansatz, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Ressourcen zu schonen kann bereits im alltäglichen Arbeiten beginnen. Für Peter Teich sind es im Bereich des Pharmamarketings zum Beispiel die Materialien für den Außendienst: „Als ich angefangen habe, wurde viel auf Hochglanzpapier gedruckt. Mittlerweile ist das iPad als Gesprächsunterlage für die Außendienstmitarbeiter auch akzeptiert.“

Neue Ansätze bedeuten zwar immer eine Umstellung und in vielen Fällen höhere Kosten. André Pöhler sieht aber auch Chancen, beispielsweise im Bereich der Digitalisierung. Apps wie „doctolib“ reduzieren bürokratische Aufwände in Arztpraxen und auch Videokonferenzen oder -sprechstunden sorgen für effizienteres Arbeiten: „Für mich ist es zusätzlich eine Win-Win-Situation. Zum Beispiel kann der Außendienstmitarbeiter mit mehr Ärzten sprechen, als wenn er durch die Gegend reist“, so André Pöhler.

Außerdem können in vielen Bereichen Abläufe optimiert werden, um Energie zu sparen. Ein Beispiel dafür sind Krankenhäuser mit einem hohen Energiebedarf. Auch der Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Kraftstoffen kann in Zukunft stärker priorisiert werden.

Recycling und Vermeidung von Müll

Stellt man sich den globalen Gesundheits- und Lifesciences-Sektor als ein Land vor, wäre er der fünfgrößte Emittent von Treibhausgasen. Durch Verpackungen und Einmalartikeln fallen große Mengen an Abfall an. „Recycling ist dabei praktisch unmöglich: Die Verpackung muss bestimmte Eigenschaften erfüllen, um die Sterilität des Produktes sicherzustellen. Zusätzlich ist das eigentliche Produkt durch Blut und Körperflüssigkeiten des Patienten kontaminiert und kann nicht normal recycelt werden“, erklärt Christoph Eisenhardt.

Für Patienten werden die Produkte praktischer und benutzerfreundlicher. Durch die steigende Komplexität steigt aber auch der Verbrauch. Vergleicht man den gewichtsbezogene Ressourcenverlust, beträgt der Verlust beim Infusionssets einer Insulinpumpe ungefähr 70-200 % von dem eines „Coffee To Go“-Pappbechers. Im Vergleich dazu steigt der Verlust bei Verwendung einer Patch-Pump dramatisch: 1821600 % im Vergleich zum Pappbecher. Die Ursache ist die Zusammensetzung aus verschiedenen Materialien und zum Teil auch Elektronik, wie bei der Patch-Pump. Christoph Eisenhardt könnte sich vorstellen, hier bereits im Produktdesign anzusetzen. Da ist auch bei den Healthcare Shapers viel Knowhow vorhanden.

Eine Möglichkeit wären zum Beispiel nachhaltige, biologisch abbaubare Kunststoffe. Für Manfred Augstein gewinnt das Thema aktuell durch die Covid-Tests an Relevanz, da dadurch große Mengen an Plastik- und Sondermüll entstehen. Auch hier kommt es auf die Materialien an: „In der Chirurgie gibt es schon kleine Serien mit biobasierten Ansätzen. Leider noch sehr zögerlich, da die Materialien immer noch etwas teurer sind als die erdölbasierten Standardmaterialien“, so Manfred Augstein. Wenn Produzenten in Zukunft geringfügig höhere Preise akzeptieren, könnten in höheren Produktionsvolumina die Preise aber auch wieder attraktiver werden.

Regulatorische Auflagen als Hürden

Gewollt, aber nicht gekonnt: Häufig stellen Regulatorien für Medizinprodukte eine weitere Hürde auf dem Weg zu nachhaltigeren Produktionen dar. Für die Einhaltung der Hygiene und Sterilität sind Einmalartikel oder umfangreiche Verpackungen vorgeschrieben. Seit Januar 2021 gibt es nun eine EU-Plastikabgabe für Medizinprodukte.

Laut Detlef Mangels können Unternehmen aus der Medizintechnik darauf nur bedingt reagieren: „Wenn wir etwas an einem Produkt ändern, ist das nach der Medical Device Regulation (MDR) eine Designänderung und es muss neu zugelassen werden. Das braucht natürlich Zeit.“ Daher müsse man auch Kompromisse eingehen, wie Frank Sodha betont: „Wir haben zum Teil Vorschriften, die gehen weit über die notwendige Sicherheit eines Produktes hinaus. Meiner Meinung nach müssen daher beide Seiten – die, die über die Zulassung entscheiden sowie der, der es herstellt – aufeinander zugehen.“

Pflicht zur Nachhaltigkeit: Reportingauflagen

Auf der anderen Seite wachsen auch die gesetzlichen Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit. Die Reportingpflichten der Corporate Social Responsibility von 2014 griffen erst bei größeren oder börsennotierten Unternehmen. Reportpflichtig sind aktuell Scope 1 und Scope 2. Erstere umfasst die selbst produzierten Emissionen, letztere eingekaufte Energien. Scope 3 umfasst alle weiteren Aspekte, ist bisher allerdings nicht berichtspflichtig.

Zukünftig müssen Unternehmen in der EU ab 250 Mitarbeitern reporten. Laut Frank Roth „sind das natürlich einige, die plötzlich in die Nachhaltigkeitsdebatte gezwungen werden.“ Auch wenn Nachhaltigkeit für einige Unternehmen bisher kein Thema war, steigt somit der Druck. Für Peter Teich bedeutet das: „Im Unternehmen brauche ich eine Strategie und im Idealfall einen Nachhaltigkeitsmanager. Momentan wird das häufig erstmal vorläufig irgendwo aufgehängt und mitgemacht, aber eine klare Strategie haben die meisten Pharmaunternehmen noch nicht.“

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit ist zum zentralen Selektionsdruck für heutige Geschäftsmodelle geworden. Laut dem CEO von BlackRock, der größten Investmentgesellschaft weltweit, erwarten die meisten Stakeholder, dass Unternehmen eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft übernehmen“ – so beschreibt es Peter Becker. Nachhaltigkeit ist in den skandinavischen Märkten neben dem Preis bereits ein Entscheidungskriterium.

Es wird immer wichtiger – für Aktionäre, Mitarbeiter und auch Kunden. Im Alltag wird dieses wachsende Bewusstsein bereits sichtbar – statt Plastiktüten werden Leinenbeutel verwendet und statt dem Auto vielleicht mal mit der Bahn oder dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Auch wenn der Medizintechnik- und Lifesciences-Sektor nicht als erstes auf diese Veränderungen reagiert hat, wächst auch hier der Einfluss. „Das Problem? Wir reden viel über Nachhaltigkeit, aber wir tun es nicht, denn in der Realität ist es ein extrem teures Thema“, fasst Frank Sodha zusammen.

Aber wo setzt man an?

André Pöhler beschreibt es so: „Wie heißt es so schön? Die ersten 80 Prozent sind mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes verbunden. Die letzten 20 Prozent sind dann unverhältnismäßig schwierig zu erreichen, aber fangen wir mal erstmal mit den 80 Prozent an.“ Die Healthcare Shapers starten an diesem Punkt und geben Anreize für ein Umdenken. Aus den Gesprächen über das Thema Nachhaltigkeit geht hervor: Es gibt viele kleine Schritte, die uns näher an das Ziel bringen. Unseren Designern helfen zum Beispiel die Sustainable Design Principles, um Produkte im Healthcare-Bereich nachhaltiger zu gestalten.

Sprechen Sie mit uns über Nachhaltigkeit in der Medizinprodukte-Entwicklung. Wir können Ihnen verschiedene Wege aufzeigen, die auf der Arbeitsebene ansetzen, oder strategisch aufgehängt sind. Vieles deckt sich z.B. mit Ansätzen der Kostenreduktion oder Gebrauchs-Optimierung. Mit einer Mail an markus.wild@wilddesign.de bringen Sie das Gespräch in Gang.

Welche Nachhaltigkeitskonzepte und -strategien nutzen Sie bereits? Schreiben Sie uns gern einen Kommentar!

Quellen/ weiterführende Links:

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Autor
Markus Wild
Markus schreibt über Design- und Innovationsmanagement, Kreativitätsmethoden, Medical Design und Intercultural Branding.

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