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WILD How

Welche aktuellen Designtrends treiben die globale Medizintechnik voran?

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Welche aktuellen Designtrends treiben die globale Medizintechnik voran?

Design Researcherinnen Claudia Ochagavías & Emily Ziegelmeyer im Interview mit Moritz-Rahlf Luong, Dräger

Seit vielen Jahren nutzen wir die Weltmesse Medica im November in Düsseldorf, um uns über die neusten Trends im Medical Design auf dem Laufenden zu halten. Dieses Jahr haben wir uns erstmalig entschieden, die Ergebnisse unserer breit angelegten Studie in Form eines Trend-Reports zu veröffentlichen.

Im Kern sollen medizinische Geräte und Produkte ja einfach ihre Funktion erfüllen – ein Endoskop ist schließlich keine Armbanduhr. Doch als Designer sind wir uns bewusst, dass diese Werkzeuge mehr können müssen, denn sie werden von Menschen benutzt und bedient – von hochspezialisierten Anwendern bis hin zu medizinischen Laien und Endverbrauchern. Das schafft Raum für unterschiedlichste Gestaltungsansätze, Design-Stile und Bedienphilosophien und in ihrer Vielfalt aber auch in ihrer Ähnlichkeit kann man diese Designtrends auf der weltgrößten Medizintechnik-Messe Medica sehr gut beobachten.

MAMMOSCAN – ADANI

Wir freuen uns, Ihnen unseren MEDICAL DESIGN TREND REVIEW 2016 – a summary of the most influential trends in medical design heute vorzustellen!

Herausgekommen ist eine eingehende Analyse der Trends im Markt für medizinische Geräte auf mehr als 60 Seiten, die wir Ihnen am Ende dieses Artikels zum kostenlosen Download anbieten. Wir hoffen, dass dieses Tool Ihnen neue Informationen und Einblicke bietet aber auch Ihre eigenen Beobachtungen bestätigt. Wir würden uns selbstverständlich sehr freuen, wenn Sie es in professioneller Hinsicht als Ratgeber für Designentscheidungen in Ihren Arbeitsalltag einbeziehen. Als kleinen Bonus haben wir für die wichtigsten Trends „Erlebnisräume“ eingerichtet – in Form von Pinterest-Boards, auf denen wir augenfällige Beispiele zusammengetragen haben – zukünftige Updates können Sie voraussetzen.

Wie haben wir es nun gemacht? Hier ist ein Blick hinter die Kulissen unseres Prozesses.

Erfahrung aus erster Hand war die Leitlinie für unseren Trendreport. Vielleicht haben Sie uns auf der Medica / Compamed Messe im November 2015 gesehen, wie wir kreuz und quer über die Messe eilten, um in den 4 heissen Tagen mit möglichst vielen verschiedenen Playern ins Gespräch zu kommen. Über 40 Interviews haben wir von diesen Exkursionen zusammengetragen und mit den weit über 100 Gesprächen auf unserem eigenen Messestand in der Compamed-Halle 8a abgeglichen.

Wir arrangierten Interviews mit einer Vielzahl von Professionals, angefangen von den Branchenriesen, bis hin zu Nischenunternehmen mit nur einem einzigen, dafür aber innovativen, Produkt auf dem Markt. Wir sprachen mit den führenden Herstellern in der Diagnostik aber auch mit den Pionieren z.B. im Bereich der sog. Wearables (ein besonders heißes Thema in diesem Jahr).

Emily Ziegelmeyer im Interview mit Stephan Huttenlocher, 2E Mechatronic

Weil Design ein weltumspannendes Phänomen ist, gingen wir über unseren eigenen europäisch geprägten Blickwinkel hinaus und suchten uns Gesprächspartner aus allen fünf Kontinenten. Die Professionals waren überaus begierig, uns ihre Meinung mitzuteilen, konstruktive Beiträge zu machen und Ihr Wissen über den globalen Medizintechnikmarkt zu teilen.

Natürlich haben wir parallel auch begleitende Recherchen durchgeführt, um unsere punktuellen Ergebnisse zu verbreitern und die „heissesten“ Produkte in Zusammenhang mit dem Rest des Marktes zu vergleichen. Auch unsere eigenen Erfahrungen aus hunderten von Medical-Design Projekten und Auseinandersetzungen mit medizinischen Anwendern, wie auch mit den Entwicklern und Herstellern, haben wir mit in die Betrachtung einbezogen.

Xotocam 1.0, die erste nutzerfreundliche Medical-Cam von XotonicsMED

Man könnte argumentieren, dass „Medical-Design“ ein viel zu weiter Fokus für eine solche Betrachtung ist. Es gibt offensichtliche Unterschiede zwischen dem Arbeitsplatz eines Chirurgen und dem Stethoskop eines Kinderarztes. Wir waren jedoch daran interessiert, die übergreifenden Trends und Strömungen herauszuarbeiten und damit das ganze Spektrum der Gesundheits-Technologien abzudecken.

Also, was haben wir gefunden?

Hier sind unsere Top 5 Designtrends im Schnelldurchlauf:

1. Zur Schau gestellte „New Technology“

Stetige Verbesserung der Leistung und der Behandlungsqualität sind die Triebfedern des medizinischen Fortschritts. Natürlich wünscht sich jeder Patient, mit den modernsten Methoden behandelt zu werden. Doch wie wird „neuste Technologie“ angezeigt? Wie belegen Anbieter, dass ihre Lösungen zu den fortschrittlichsten im Markt gehören? Anstatt mit vielen Worten, Kennzahlen und Umschreibungen, werden überlegene Lösungen immer „einfacher“ gestaltet, indem sie „mehr mit weniger“ erreichen. Die Idee ist, komplexe Abläufe verständlich zu machen und gleichzeitig Störungen zu eliminieren. Dadurch werden auch Geschwindigkeit und Effizienz gefördert und darum geht es heute auch im Gesundheitswesen. Schauen Sie mal in unser WILDDESIGN Pinterest-Board zu neuen Technologien und Additiver Fertigung.

2. Usability – mit menschlichem Touch

Der Newcomer unter den meist verwendeten Worten auf der Medica 2015 war mit Sicherheit Usability. Neueinsteiger und professionelle Anwender wollen ein Produkt, das sie verstehen können. Die attraktivsten Geräte sind heute die mit dem besten Bedienkonzept, das sich dann noch subtil auf die individuellen Vorlieben der User einstellen lässt. Viele Medizingeräte machen heute Anleihen aus der Welt der Consumer-Produkte. Das medizinische Personal erwartet nahtlose Übergänge zwischen ihrer privaten Unterhaltungselektronik zu Hause – und den Profi-Werkzeugen und Systemen am Arbeitsplatz. Hersteller bedienen diesen Bedarf mit smarten Oberflächen auf den „vertrauten“ Touch-Screens. Weitere Beispiele finden Sie auf unseren WILDDESIGN Pinterest-Boards zu Usability und Touchscreen-Einsatz.

3. Ein Ästhetisches Statement

Das Aussehen ist das erste, was Nutzer an einem Produkt bemerken – und die Medical-Branche hat verstanden, dass man diese Design-Perspektive nicht vernachlässigen darf. Wir beobachten ernsthafte Anstrengungen bei der Kreation eines „Familiar Looks“ bei Medizinprodukten. Mit der Implementierung von Formen und Farben, die stärker an Wohn- und Haushaltsumgebungen erinnern. Dahinter steht der Versuch, aus der Stringenz der sterilen und kalten Medizingeräte auszubrechen, und mit einem einladenden Ambiente und farbigen Akzenten die Atmosphäre aufzulockern. Homecare- Geräte, insbesondere am Körper tragbare sog. Wearables werden entwickelt, um perfekt mit den smarten Geräten der Patienten zu interagieren. Gerade hier gibt es viele neue Beispiele in unseren WILDDESIGN Pinterest-Boards zu Black& White Design und Minimalismus.

4. Faktor Lebensqualität

Ein gesunde Lebensweise ist für alle wichtig, für Patienten ebenso wie für die Professionals. Immer mehr Menschen wählen Geräte zur Selbst-Überwachung im Schlaf oder in der Bewegung, um sicherzustellen, dass sie den Empfehlungen für ein gesundes Leben folgen. Die Interaktion mit den medizinischen Profis in der Praxis wird dadurch bereichert aber auch verändert. Sorge um die Hygiene fällt ebenfalls in diesen Bereich und spielt eine Schlüsselrolle bei der Beurteilung von Produkten. Ist es glatt und leicht sauber zu halten, kann es gut in die private Lebensweise integriert werden. Schauen Sie mal in unsere Pinterest-Boards zu Self-Monitoring und Wearables.

5. Der Asiatische Einfluss

Globale Kommunikation und Kooperation schafft Chancen und die Märkte im Osten bekommen mehr und mehr Bedeutung für den Medizintechnik-Absatz. Als Beratungsunternehmen mit Büros in Deutschland und China kennen wir diesen Trend nur zu gut. Wir sehen zunehmend asiatische Produkte, die keine reinen Kopien mehr sind, sondern einen farbenfroheren und freundlicheren Angang gefunden haben, als ihre westlichen Pendants. Wir konnten auch beobachten, wie verschiedene kulturelle Einflüsse das Design prägen. Mehr dazu in unserem Pinterest-Board Asian Influence.

Was bleibt am Schluss?

Sicherheit steht weiterhin im Vordergrund. Komplizierter werdende Zulassungsprozeduren der CE, FDA oder CFDA gelten für alle medizinischen Geräte und einen immer größer werdenden Teil unserer Wellness-Tools. Sehr wahrscheinlich werden diese robust und ausfallsicher ausgelegt sein. Aber diese Eigenschaften kann der Anwender oder Verbraucher oft nur durch visuelle oder taktile Interaktion mit dem Gerät erfahren und entsprechend beurteilen.

Im Jahr 2015 sahen wir eine Tendenz hin zu Design, das stärker mit den Anwendern interagiert, sie unterstützt und sie in ihren Lebens- und Arbeitsumgebungen besser macht – neudeutsch Empowerment genannt. Die Menschen beschäftigen sich immer intensiver mit ihrem Körper und dessen Gesunderhaltung und wünschen sich deshalb mehr Kontrolle.

Usability hat stark an Bedeutung gewonnen und wird weiter voran marschieren; das menschliche Maß zu berücksichtigen wird in Zukunft den Unterschied ausmachen zwischen einem plumpen oder raffinierten Produkt. Für viele Unternehmen ist das DIE große Herausforderung derzeit in der Entwicklung neuer, innovativer Medizingeräte und Produkte.

Wir sehen auch eine weitere Kräfteverschiebung auf den globalen Märkten. Neue Wettbewerber tauchen auf der Medica-Bühne auf, die nicht mehr nur die westliche Medizintechnik kopieren. Der Einfluss insbesondere von Asien wird von Jahr zu Jahr größer.

Nun, zum Schluss hoffen wir, dass Sie als Leser unseren Trend-Report in Ihrer Praxis verwenden können, z.B. um ihre Design-spezifischen Entscheidungen zu leiten oder um besser zu verstehen, wie die verschiedenen Design-Faktoren auch die Medizintechnik-Branche beeinflussen. Die Trendlandschaft entwickelt sich zwar nicht rasend schnell, aber konstant, schrittweise und zielgerichtet und wird zweifellos weitere interessante Erkenntnisse in den kommenden Jahren herausbringen.

Denn nach der Medica ist vor der Medica! Die Serie wird fortgesetzt, versprochen! …

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Autor
Markus Wild
Markus schreibt über Design- und Innovationsmanagement, Kreativitätsmethoden, Medical Design und Intercultural Branding.

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